Das Lexikon der Rollen – Teil 1 – Basics

Top, Domme, Sadistin, Herrin: das ist doch alles dasselbe, oder? Oder nicht? Unsere BDSM Welt platzt aus allen Nähten mit Bezeichnungen für Rollen und hier findet ihr das ultimative Lexikon dazu.

Top, Domme, Sadistin, Herrin: das ist doch alles dasselbe, oder? Oder nicht? Unsere BDSM Welt platzt aus allen Nähten mit Bezeichnungen für Rollen und hier findet ihr das ultimative Lexikon dazu.

Die Gefahr der falschen Normen haben wir ja bereits in einem früheren Blog abgehandelt (LINK). Diese liebevolle Warnung ist ernst gemeint, erst recht, wenn wir diese bekannten Rollen anpacken. Denn keine der untenstehenden Definitionen entspricht der Wahrheit! Eine Rolle ist nur das, wie ihr sie ausfüllen wollt. Alles andere ist Quark. Eine Rolle ist nicht ein Pflichtenheft, das an euch herangetragen wird.

Warum überhaupt gibt es denn diese Rollen? Primär ist es ein tolles Mittel der Kommunikation unter Kinksters. Wir können uns schnell zu verstehen geben, worauf wir ungefähr stehen. Das ersetzt natürlich nicht die Verhandlung, wie wir miteinander spielen wollen. Zudem kann es ein wunderschönes Mittel des Empowerments sein, sich so einen Begriff als Selbstidentifikation zu nehmen. 

Ebenfalls wichtig hervorzuheben ist, dass alle Begriffe in unserem perversen Universum geschlechterübergreifend funktionieren. Man muss beispielsweise kein Cis-Mann sein, um sich Daddy zu nennen. Welcher Begriff einem in welchem Kontext Freude macht, ist ausschliesslich euch selbst überlassen. 

Worauf ich auch nicht eingehen werde, sind Zeitrahmen, in denen diese Begriffe gültig sein sollen, denn von dieser Logik halte ich nichts. Man liest an anderen Orten manchmal so Zeug, wie dass gewisse Begriffe nur in längere Beziehungen gehören. Humbug. Ob für eine Session, ein wildes Wochenende, eine Spielbeziehung, eine Liebesbeziehung oder eine lebenslange Beziehung – ihr entscheidet, wann welcher Begriff für Euch als Identität passt.

Das Lexikon wird nicht alphabetisch sein, ich liste die Begriffe mit ihrem Pendant.

Die Basics

Top: Top und Bottom sind die Ur-Begriffe im Kink-Spiel. Top ist diejenige Person, welche die Session führt. Da muss gar nicht weiter definiert sein, ob das jetzt eine Bondage, eine SM, eine Ageplay, eine Pissplay oder eine irgendwas Session ist. Die Top/Bottom Rollen unterscheiden sich von allen anderen Rollen darin, dass sie keine «Färbung» mit sich bringen, sie indizieren nicht bereits, um was für ein Begehren, was für eine Session es sich handeln könnte – lediglich ob der Mensch als Top oder Bottom spielt.

Bottom: Und damit ist schon die Bottom Definition gefallen, oder? Bottom ist diejenige Person, die sich in einer Szene führen lassen will. Oft wird synonym dafür «Passive:r» benutzt, aber dieser Ausdruck löst wohl bei manchem Bottom Stirnrunzeln aus. Geführt werden ist alles andere als passiv. 

Switch: Ein:e Switch geniesst beides, Top wie auch Bottom sein. Und wann ist ein Switch Top und wann Bottom? Das mag vom Gegenüber, von Sternenkonstellationen, dem Frühstück oder der Jahreszeit abhängen. Glückliche Switches switchen dann, wenn sie switchen wollen. Manchmal mehrmals mitten in einer Szene drin.

Aktive:r: Das ist eine noch rudimentärere Variante von Top/Bottom und bezieht sich neben Sessions auch auf «Aktionene». Die Floggende ist die Aktive, der Gefloggte der Passive. Die Aktiv/Passiv Kombination führt immer wieder mal zu philosophischen Diskussionen. Der «aktive» Part ist der Top, weil der Top ja grundsätzlich der aktive Part ist. Oder? Aber was, wenn eine Domme von ihrem Sub geleckt werden will? Wird dann die Domme zur Passiven und die Sub zur Aktiven? Quatsch, alles ganz einfach: Der Top führt die Szene, ist also der Aktive. Wenn der Top dann in Begehren seinen Sub von oben nach unten ableckt, ist er immer noch der Aktive. Und wenn der Top dem Bottom befiehlt, ihn von oben bis unten abzuküssen, auch. Auf die Szene bezogen, bleibt aktiv/passiv gleich, nämlich Top und Bottom zugeordnet. Auf den spezifischen Akt bezogen, sei es Lecken, Floggen, Massieren, oder wasweissich, dreht das hin und her, je nachdem, wer «tut» und wem «angetan» wird. Verwirrend, oder? Nicht wirklich. Wenn ihr euch auf eine Ableck-Session verabredet, ist es gut abzumachen, wer Aktive:r und wer Passive:r sein soll. Eine Session aber aufzudröseln, nach aktiven und passiven Akten ist etwas overkill. Manche Kinksters benutzen für ein gemeinsames Diskutieren von Präferenzen manchmal Listen. Listen, auf denen auch verschiedene Aktionen aufgelistet sind, bei denen man ankreuzen kann, wie doll man was mag oder nicht. Dort wird dann sinnvollerweise auch zwischen aktiv und passiv unterschieden.  

Passive:r: Entsprechend das Gegenstück zu der aktiven Rolle. Aber aufgepasst, die passive Rolle ist nie wirklich passiv. Von Kommunizieren von Bedürfnissen über Kommunikation während der Szene bis hin zu allen erdenklichen anderen sehr aktiven Tätigkeiten, die dazukommen: Passive:r ist ein Label, das nicht hält was es verspricht, sondern grundsätzlich einfach den «empfangenden» Part benennt.

Vanilla: Als Vanilla verstehen wir jemandem, der nicht kinky ist, und mit der Sache nichts am Hut hat oder haben will…. oder einfach noch nicht. Warum? Weil Vanille-Eiscreme ein Geschmack ist, den alle mögen. Nicht aufregend, nicht umwerfend, nicht grauenhaft. Für die meisten. Vanilla sein ist keine Rolle. Sondern ein Begehren, bzw. aus unserer Perspektive ein Nicht-BDSM-Begehren.

Kinkster: Die schöne Selbstbezeichnung von jemandem, der kinky ist. Als englischer Begriff, der sich noch nicht eingedeutscht hat, ist er noch genderneutral. Auch das ist keine Rolle, sondern ein Begehren, eine Identifikation, eine Abgrenzung zu Vanilleschoten.

Fetischist:in: Die schöne Selbstbezeichnung von jemandem, der seine Lust als einen Fetisch versteht. (Und ja, das ist jedem selbst überlassen. Mehr dazu hier LINK ZU BLOG) Wiederum keine Rolle, sondern ein Begehren, eine Identität, eine Abgrenzung.

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