Dominant / Dom / Domme / Dominatrix / Domina / FemDom: Die Dom-Rollen sind in einem D/s-Setting, also einem Setting mit Dominanz und Unterwerfung zu lesen. Das ist mal grundsätzlich wie beim Top, denn Top wie auch Dom führen die Szene. Dominanz und Unterwerfung ist ja vor allen Dingen ein Mindset, ein Begehren, dass dann automatisch eine Session einfärbt. Ein konkretes Beispiel wäre eine Flogging Session. Die schlagende Person ist grundsätzlich mal Top und die Person, die gefloggt wird Bottom. Damit diese Session funktioniert, müssen sich die beiden nicht als Dom und Sub verstehen. Von aussen betrachtet würde sich die Session wohl kaum verändern, wenn sich die beiden Spielenden in einer D/s Situation verstehen. Wenn sie das tun, könnte es aber zum Beispiel auch sein, dass die dominante Person während dem Flogging verlangt, dass sich das Sub-Gegenüber bedankt für die Schläge, oder danach rituell die Flogger säubert. Während sich Top/Bottom auf die Führung der Szene konzentriert, unterscheiden wir mit Dom/Sub also die Färbung der Szene. Top/Bottom kann man als einen «Überbegriff verstehen» von Dom/Sub. Warum? Ganz einfach: Nicht alle Kinksters sind an Dominanz und Unterwerfung interessiert. Englisch Dominant und Dom sind Begriffe, die üblicherweise für männlich gelesene Personen benutzt werden; Domme, FemDom und seltener Dominatrix für weiblich gelesene. Übrigens verstehen viele den Begriff Domina (Latein für Herrin) als eine weiblich gelesene Person, die gegen Geld dominiert, also eine sexuelle Dienstleistung anbietet. Obwohl das gängig ist, muss das für Euch nicht gelten. Eine dominierende Frau darf sich genauso Domme, FemDom wie auch Domina nennen, und auch Dom, Dominant, Dominator, was auch immer ihr gefällt.
Submissive (englisch, nicht weiblich) / Sub: Die submissive Rolle ist das entsprechende Gegenstück. Eine Person, die Lust auf Unterwerfung in einer Szene hat, begehrt dann genau diese Färbung, wo sie sich in einer Session aktiv unterwerfen kann oder unterworfen wird. Mit diesem Mindset kann sich das dann sehr von einem Menschen unterscheiden, der sich als Bottom sieht, aber nicht als Sub. Um das obige Beispiel weiterzuziehen: Jemand der Freude daran hat, gefloggt zu werden, muss dies überhaupt nicht als etwas Submissives empfinden. Gleichzeitig können wir die D/s Rollen auch nicht auf eine bestimmte Spielart beschränken. Jedes erdenkliche Kink-Spiel, kann im D/s Rahmen gelesen werden. Umgekehrt auch viele ohne. Sub ist einfach die Abkürzung von Submissive und in der Schweizer Szene hört man oft die sehr schweizerische Abkürzung Subbie.
Meisterin / Meister / Master / Mistress / Herr / Herrin / Sir / Queen / King / God / Goddess etc.: Das sind keine Rollen, sondern Anreden für den D-Part und beziehen sich auf D/s Settings. Das sind ein paar gängige, aber eine keineswegs abgeschlossene Aufzählung. Achtung: Meistens ist damit nicht einfach ein «Rollenspiel» gemeint, sondern diese Art der Anrede trägt für die Menschen Bedeutung, Gewicht und Identität.
Slave / Sklavin / Sklave / Slut: Einige von unendlich viel möglichen Anreden, die sich der s-Part einer Dynamik nimmt. Oft wird behauptet, dass wer sich als Slave bezeichnet, in einer langen Beziehung ist und womöglich sogar in einem TPE (Total Power Exchange) Setting lebt. Das muss aber überhaupt nicht sein. Wer sich in eine langfristige D/s Beziehung begibt, hat alle erdenklichen Anreden zur Verfügung, die Lust machen und genauso hat jeder Mensch, der sich in einer einzelnen Session so anreden lassen will, das Recht darauf.
Service-Dom:me: Die Lust dominant zu sein, kann aus verschiedenen Quellen kommen. Bei vielen spielt da drin mit, dass die Reaktionen des Gegenübers, besonders die Lust des Gegenübers, grosse Freude auslösen. Manche würden sich einen Reaktionsfetisch zuschreiben. Im Kontext des Service-Dom ist damit aber nicht irgendeine Reaktion gemeint: Mit der Selbstbezeichnung Service-Dommei oder Service-Top st gemeint, dass dieser Mensch die Domme Rolle deswegen einnimmt, um seinem Gegenüber das Erlebnis zu geben, das es erleben will. Konkret hat das oft Einfluss auf die Planung der Szene und die Kommunikation während der Szene. Was wiederum dann auch für den Sub bedeutet, dem Service-Dominant-Gegenüber diese Signale zu schenken. Ausserhalb einer Session kann die Aufgabe eines Service-Doms eine Art emotionaler Support sein, ähnlich wie ein Caregiver, die kinky Variante des Life-Coach.
Service-Sub: Das ist ausnahmsweise nicht genau das gleiche «einfach in der umgekehrten Rolle». Zwar stammt auch hier die Hauptquelle der Lust aus der Lust und Zufriedenstellung des Gegenübers. Oft tut dies der Service-Sub auch in Dingen des Alltags. Beispielsweise Dungeon putzen, Wäsche machen oder kochen. Meistens ist die Hauptquelle der Lust die Hingabe, das Ausleben von Devotion und die Anerkennung. Es wird gesehen, was der Service-Sub getan hat und geschätzt oder kritisiert.
Brat: Als Brat bezeichnet sich ein Sub, der Freude an der Unterwerfung hat, aber vor allem an der Rebellion gegen die verlangte Unterwerfung und den Folgen, die daraus entstehen. Manchmal wird das im Kontext von Ageplay bedient, sehr oft kann es ein spielerischer Einstieg in eine Session sein, jede Provokation eine Spielaufforderung, ein Bitten um Aufmerksamkeit oder ganz einfach ein Test ob der Top seine Drohung oder Versprechen wirklich ernst meint.
Brat-Tamer: Das ist das Gegenstück zum Brat, also eine Person, die Lust daran hat, einen störrischen, borstigen, aufmüpfigen, neun-mal-klugen, frechen Brat zu dominieren und in diesem Spiel von Dominanz und Gegenwehr gegen die Dominanz, am Ende sich dann doch durchsetzen zu können und sein Gegenüber in die Schranken zu verweisen oder die Konsequenzen für Provokation und Aufmüpfigkeit spüren zu lassen.
Caregiver / Daddy / Mommy: Wir bewegen uns mit den Caregiver Rollen auf eine sehr bestimmte Färbung innerhalb von D/s Sessions. In Ageplay Sessions oder Dynamiken geht es darum, dass die dominante Person sich mit einer expliziten Fürsorge um den Sub kümmert – oder die Verantwortung ausnützt. Selbstverständlich trägt jede:r Top und Dom und Sadist:in Fürsorge für das Gegenüber. Im Caregiver Spiel soll das aber sehr explizit Teil der Session oder des Lebens sein. Jemand in der Caregiver Rolle kann sich als Caregiver bezeichnen, oder mit mehr Ageplay Färbung auch als Daddy oder Mommy oder Auntie oder Uncle. Sugar-Daddy oder Sugar-Mommy bezeichnet einen dominanten Part, der seine Fürsorge auch über Geld zeigt. In der Popkultur wurde es zu einem eher abschätzigen Begriff. Die explizite Fetischisierung von Geld in D/s Settings hat aber in unserer Welt eine lange Tradition und kann genauso safe gespielt werden, wie andere Kinks auch.
Little / Boi / Boy / Girl / Little / Middle / Prinz / Prinzessin / Junge / Mädchen: Das Gegenstück zur Caregiver Rolle, ist die Rolle, welche die Fürsorge und Aufmerksamkeit empfängt. In einem Ageplay Setting bezeichnet Little die submissive Rolle, die infantile Bedürfnisse und begrenzte Fähigkeiten hat und Middle bezeichnet einen Sub, der bereits um einiges selbstständiger ist. Girl, Boy, Boi, Junge, Mädchen sind meist Anreden, jedoch in Leathersex Kreisen auch Rollen, die nicht direkt mit Ageplay verknüpft sind.
Owner / Handler: Owner ist englisch für Besitzer:in und Handler ist etwa Betreuer:in. Gewisse Ähnlichkeit zum Ageplay und doch eine ganz andere Färbung hat das Spiel im Tierreich (meist Petplay). Die dominante Person übernimmt die Aufgaben der Fürsorge, Beherrschung, Kontrolle, Züchtigung. In einem Setting, in der sich die Domme als Owner / Handler versteht, bleibt sie in einer «menschlichen» Rolle. Kann aber genauso auch in einer mehr animalischen Rolle auftreten und mit ihrem Pup die Hierarchie eher wild aushandeln. Owner kann man übrigens auch in anderen Settings verwenden, nicht nur beim Petplay.
Pup / Puppy / Kitten / Pony: Der unterwürfige oder unterworfene Gegenpart dazu ist die Rolle als Tier. Traditionell verbreitet, auch weil es dazu entsprechende Fetisch-Kleidung gibt, sind die Rollen als Welpe, Kätzchen und Pferd. Sind ja schliesslich auch Tiere mit viel menschlicher Aktion. Aber lasst eure Lust nicht von Traditionen limitieren.
Primal Hunter / Predator: Zurecht könnten Primal Spieler:innen dagegen protestieren, sich auf einer D/s Liste wiederzufinden. In der Abstufung von einer klar aufgestellten Hierarchie von bspw. einer Domme und ihrem Service-Sub zu einer rebellischeren Variante von einer Mommy und ihrem Brat zu einer sehr rebellischen Variante von einer Handler und ihrem ungestümen Pup, erreichen wir mit dem Primal Spiel das andere Ende dieses Farbspektrums, wo die D/s Aufteilung im Vorhinein nicht einmal zwingend gegeben sein muss, sondern im Spiel, in der Jagd, im Kampf ausgehandelt werden kann. Das Primalspiel lädt zum Schnüffeln, Rennen, Raufen, Jagen, Packen, Reiben, Beissen, Jaulen, Knurren ein. Ob im Voraus verhandelt, wer oben und wer unten landet, oder nicht, ist den Spielenden überlassen. Die Hunter (Jäger:in) oder Predator (Raubtier) Rolle ist die dominierende. Da eine Primal Session auch sehr kämpferisch sein kann, ist es tatsächlich schwierig von Dominanz und Unterwerfung zu reden, falls es nicht von Anfang an so beabsichtig war, sondern eher von Siegen und Unterordnen.
Primal Prey: Prey (Beute) ist das Gegenstück in diesem wunderschönen Spiel. Aber wie gesagt, das kann, muss aber nicht zwingend, eine im Voraus abgemachte Rolle sein.
Bootblack: Eine besonders unter Leathermen verbreitete submissive Rolle ist der besondere Dienst des Schuhe Polierens. Der Dienst des Stiefelputzens war dabei nicht auf eine Dynamik begrenzt, die zwei Leute umfasst (was inhärent natürlich keine Rolle sein muss), sondern dem ganzen Club angeboten wurde. Bei diesem Eintrag möchte ich anfügen, dass ich persönlich in meiner Kinkkarriere das noch nie erleben durfte, und hierzu lediglich Wissen aus verschiedenen Büchern wiedergebe.1
Degrader: Würde man unsere Lust psychologisch untersuchen, käme man vermutlich zum Schluss, dass es viel mit Befreiung von Scham und Tabus zu tun hat. Das Spiel von Degrader (Herabwürdigender Part) und Degradee (Herabgewürdigter Part) dreht sich um Scham und Beleidigung. Oft ist das ein Bestandteil von mehr. Das kann sich ebenso in Worten zeigen wie in Handlungen, die der dominante Part ausführt, oder Handlungen, die der submissive Part für ihre Domme ausführen muss.
Degradee: Der Gegenpart des Humiliation Plays (Demütigung-Spiel). Die Lust an der Demütigung kann von leichtem Dirty Talk bis hin zur Konfrontation mit grossen Ängsten und tiefsitzenden Schamgefühlen reichen.
Cuckold / Cuckquean Dreieck: Ich erlaube mir, hier mehrere Begriffe gleichzeitig zu umschreiben. Die Cuckold Dynamik ist nahe am Humiliation Play – muss es aber nicht sein; wird meist als D/s Dynamik gespielt, muss aber nicht. Cuckold ist ein männlich gelesener Sub, der seine:r Partner:in dabei zusieht, wie sie von einem anderen Mann oder Frau sexuell befriedigt wird. Cuckquean ist das weibliche Äquivalent zu Cuckold. Die Partnerin des Cuckold wird Cuckoldress oder Hotwife genannt, wenn es ein Partner ist Hotshusband. Die dritte Person, die “fremde Person”, nennt sich Bull bei Männern und Cuckcake bei Frauen. Diese Sessions involvieren deswegen oft Humiliation Play, weil die Cuckquean / Cuckold Rolle dabei beleidigt wird von den dominanten Parts, ausgelacht wird, gedemütigt wird, weil er oder sie es nicht bringt, aber der Bull bzw. die Cuckcake schon. Da wir drei Parts in allen möglichen Geschlechterkombinationen im Spiel haben, gibt es vielerlei Rollenbezeichnungen. Zusätzlich kann auch die Lust verschieden gelagert sein in diesem Dreieck: Von Demütigung über heimliches Zusehen zu empathischer Erregung in der Erregung des Liebespartners mit einer anderen Person. Falls ihr also Teil eines solchen Dreiecks sein möchtet, vergewissert euch gut im Vorgespräch, welche Lust eure Gegenüber interessiert.
1 Wie zum Beispiel dem empfehlenswerten Leathersex von Joseph W. Bean