Happy kinky

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If you’re kinky and you know it, clap your hands

Was wohl schon mal für alle Gefesselten nicht hinhaut.

Kinky sein ist manchmal ganz schön anstrengend. Jemand kink-matchendes zum Spielen finden, geschweige denn daten, kann äquivalent anstrengend wie die Besteigung des Mount Everests sein (rückwärts laufend in Unterhosen); ständige Selbstreflektion mit damit einhergehenden Selbstwertgefühlsschwankungen wie betrunkene Piraten auf ‘nem Schiff im Sturm; Badesaison… muss ich mehr sagen; ach und dann das ganze Gesocks von gefühlter bis schmerzlich durchlebter sozialer Ausgrenzung, dem Nicht-immer-überall-alles-sagen-können-Syndrom oder Dauernd-schief-angeschaut-werden-weil-man’s-gesagt-hat-Effekt oder Mit-50-Shades-of-Grey-verglichen-werden-Problem etc. 

Drum gibt’s heute ein äusserst wissenschaftliches Loblied auf das Kinky-as-fuck-sein!

  • Unfassbar, aber wahr: Wissenschaftlich betrachtet sind Kinksters tatsächlich glücklicher und zufriedener als Vanille-Schoten. Es wird uns gemäss einer Studie aus 2013 unterstellt, dass wir weniger neurotisch, extrovertierter, offener für neue Erfahrungen, gewissenhafter und weniger sensibel für Zurückweisungen sind, wie auch unsere subjektive Einschätzung unseres Wohlbefindens höher ist als jene der Nicht-Kinksters. Jedoch empfinde man uns (insbesondere die Doms) als weniger gefällig als Nicht-Kinksters – was ich persönlich ja als ein Kompliment verstehe.
  • Mehr noch, anscheinend sind wir weniger gestresst im Allgemeinen und weniger gestresst von unserer Sexualität als die Kink-Muggles. Oder anders herum formuliert (um jetzt nicht voll doof dazustehen mit meiner Einleitung): Die «Anderen» sind anscheinend noch gestresster als wir es sind!
  • Was niemanden von uns überrascht, aber dennoch erst kürzlich in ‘ner Studie bestätigt wurde: BDSMler sind in ihrem Sexleben wie auch in Beziehungen glücklicher als Vanillis.
  • Messbare physiologische Daten wie Kortisol und Testosteron, wie auch kontrollierte Selbsteinschätzung zu Stress zeigen den positiven Effekt, den Spielen auf unsere Gesundheit haben kann- Obendrauf empfinden wir anscheinend ein höheres Mass an Intimität im Spiel als Nicht-Kinksters in ihren intimen Begegnungen.
  • Was offensichtlich ist und ich mir nicht einmal die Mühe mache eine Studie dazu zu suchen: Wir sind ziemlich gut im Kommunizieren! Sei es, weil wir verletzlicher sein müssen in Gesprächen, sei es weil wir trainierter sind im «Nein» sagen, oder weil es einfach höhere Hürden mit sich bringt und mehr Selbsteinschätzung: Ohne Kommunikation geht spielen nicht.
  • Auch wenn man uns immer wieder gerne als gestört und abnormal bezeichnet, sorry, sind wir leider gar nicht. Wenn man schaut, ob Doms auch im Alltag rum-dommen oder es den Sadist:innen einfach an Empathie fehlt, nope, Fehlanzeige. Es gibt sogar Studien, die das Gegenteil entdecken: Dass Kinksters empathischer sind als die «Normalen».
  • Schaut man uns Kinksters beim Spielen wortwörtlich ins Gehirn, zeigt sich auch, wie sehr sich Empathie, Glücksgefühle, Stressreduktion und Vergnügen steigern. Wen wundert’s.
  • Da wir uns auch manchmal unschöne Sprüche zu Grenzüberschreitungen und Straftaten anhören müssen, sei noch gesagt: Kinksters haben ein besseres Verständnis von Konsens, zeigen weniger Anzeichen von «Alltagssexismus» und sind eher dazu geneigt, kein sogenanntes «Victim-Blaming» (bei dem die Schuld an Straftaten den Opfern statt Tätern zugeschoben wird) zu betreiben.

Und damit habe ich unter einem Deckmantel einige Resultate der aktuellen Forschung zu BDSM in einen Blog verpacken können. Yes!

Wir sind uns alle bewusst, dass das Stigma präsenter ist, als das Gegenteil. Aber «es tut sich was», auch im Bereich der Forschung. Bringt uns das was? Jetzt vielleicht noch nicht, aber meistens tröpfelt das nach und nach auch in die «Allgemeinheit» rein und erhöht die Akzeptanz unseres Lebens. (Wer übrigens tolle Arbeit in dem Bereich leistet, ist die Gruppe scienceofbdsm.com)

Auch wenn das Kinky-sein manchmal ganz schön anstrengend sein kann, eigentlich braucht’s gar keine Forschung um uns zu bestätigen «lieber so, als anders».

1 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jsm.12192

2 https://academic.oup.com/jsm/article-abstract/16/3/463/6980702?redirectedFrom=fulltext&login=false

3 https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00224499.2021.1950116

4 https://journalofpositivesexuality.org/wp-content/uploads/2021/09/10.51681-1.132_Sadomasochism-without-Sex-Exploring-Parallels-between-BDSM-and-Extreme-Rituals_Sagarin-Lee-Klement.pdf

5 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18563549/

6 Die vergnügten Suchmaschinenbedienenden finden etliche Interviewausschnitte online von Psycholog:innen

etc. die das etwas wissenschaftlicher Aussagen

7 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33547018/

8 https://www.dropbox.com/s/l8ep7ws8v1a1nbx/Erickson%20%26%20Sagarin%20%282021%20OnlineFirst%29.pdf?dl=0

9 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34876387/

10 https://psycnet.apa.org/record/2016-61971-011

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