Wo lerne ich denn jemanden kennen zum Daten, der auch kinky ist? Ehrlich gesagt nicht unsere Lieblingsfrage, weil sie nicht so einfach zu beantworten ist. Es wird nicht besser, wenn die Frage anders formuliert wird, wie zum Beispiel: Wo finde ich eine dominante Frau, die genauso aussieht, wie ich mir das wünsche, und total auf mich steht? Oder: Wo finde ich einen dominanten Mann, der super erfahren ist und maximal 21 Jahre alt, aber kein Arsch? Dating ist ohne Kink schon schwierig, aber mit Kink, pffff… Deswegen hier der Versuch einer Antwort. In drei Teilen. Im ersten Teil widmen wir uns dem Moment, bevor Du dich in die Datingwelt stürzt.
Bevor Du Dir eine App runterlädst, wie ein prächtiger Pfau durch den nächsten Workshop purzelst oder deiner heimlichen Vanille-Flamme von deiner Freude an Latex erzählst, ein paar Aufgaben zur Selbstreflektion:
Erst Mal das Thema Sicherheit. Hast du dich entschieden, ob du öffentlich “out sein” willst oder nicht (und entsprechend nur in der Kink-Welt oder auch der Vanilla-Welt nach Dates suchst)? Hast du dir überlegt, wieviel du beispielsweise in der Onlinewelt von dir selbst preisgeben willst bzw. wie weit du eine «Persona» für die Onlinewelt aufbauen möchtest? Oder auch in der Realen-Kinky-Welt – soll man deinen Namen kennen dürfen, oder fühlst du dich wohler mit einem Alter-Ego? Menschen sind toll, besonders kinky Menschen sind toll und liebenswert – aber Arschlöcher gibt es überall. Das ist einem erhöhten Mass für eine submissive Hetero-Frau ein Problem, aber für alle anderen auch. Deswegen, falls du dir unsicher bist, hier ein paar Tipps, die sich bewährt haben in der Onlinewelt: Du musst auf Fotos dein Gesicht nicht zeigen, oder leicht erkennbare Sachen wie Tattoos – ist auch aufregend, wenn man einander besser kennenlernt über Zeit und das erst mit Vertrauen teilt. Behalte deine Adresse für dich, genauso müssen deine anderen Social Media Profile nicht in deinem Datingprofil verlinkt sein. Hast du jemanden in deinem Umfeld, mit dem du über deine Datingabenteuer reden kannst? Jemanden, der dir den Spiegel vorhalten und als «Realitäts-Check» fungieren kann? Das kann auch «Schwarmintelligenz» sein, wie zum Beispiel in unserem Discord oder einem Reddit Board.
Ehrlichkeit ist allgemein wichtig, aber sich in der Kinkwelt jemanden suchen zu wollen, der/die zu dir passt, und dabei nicht ehrlich sein, was du willst, was du schon an Erfahrungen gemacht hast, was du nicht willst, ist wirklich wirklich saublöd. (Und ja, das richtet sich insbesondere an die Leute, die wegen ihrem Erfahrungslevel Unsicherheit verspüren und sich auf Onlineprofilen aufplustern. Fucking don’t!)
Dann die grosse Frage: Was suchst du eigentlich? Jemanden für 1 Spiel? Für 1 Spielbeziehung? Für 1 bestimmte Erfahrung? Die grosse Liebe? Kinder? Sinn des Lebens? Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, ausser, dass es weder für dich, noch für Menschen die du kennenlernst anständig ist, Lebenszeit zu verschwenden. Lebenszeit zu verschwenden, wenn man eigentlich nur ein geiles Spiel sucht, und dem Gegenüber aber das sagt, was es vermutlich hören will, in der Annahme, so eher ans Ziel zu kommen. Oder umgekehrt eigentlich wirklich eine langfristige Beziehung braucht und so tut, als ob man nur ganz unverbindlich sei.
Es ist auch völlig okay, nicht so recht zu wissen, was man sucht. Aber sich diese Fragen zu stellen und dem Gegenüber mit Ehrlichkeit zu begegnen, gibt dir zweifelsohne mehr Erfolg als das Gegenteil. Noch ein Pro-Tipp: Manchmal entwickelt sich eine nebensächliche Berührung in die bedeutsamste Beziehung des Lebens. Das von Anfang an kategorisch auszuschliessen, hm, man weiss ja gar nicht was noch alles passieren könnte.
Egal ob ihr die Beziehung des Lebens oder eine aufregende Dynamik sucht, in der Kink-Welt fängt es ja dann doch meistens mit einem Spiel an nach ein paar Dates. Selbstverständlich ist es immer abhängig vom Gegenüber und der Tagesform, worauf man gerade Lust hat, aaaber: Überleg dir deine Soft-Limits und Hard-Limits. Du für dich. Ganz allein. Ganz privat. Ganz ehrlich. Wenn du später einem unheimlich faszinierenden Menschen gegenüberstehst, der an etwas Freude hat, was dir so gar nicht zusagt, ist es unter Umständen herausfordernd so klar nein zu sagen, wie es für dich eigentlich klar nein wäre. Und versteh mich nicht falsch, das schönste am kinky sein ist Neues zu entdecken. Unter Soft-Limits verstehen wir Dynamiken oder Praktiken, die nicht in Frage kommen, aber theoretisch unter Umständen je nach dem allenfalls interessant sein könnten, aber eigentlich nein, und unter Hard Limits ein klares, grosses Nein.
Auch zur Kink-Date-Vorbereitung gehört es, Dir deine “Wieviele-Dates-vor-dem-ersten-Spiel-Regel” zu überlegen. In einem Setting, wo andere sind, stellt sich diese Frage nicht so direkt – an einer Kinkparty gibt es viele andere, DMs und Veranstalter:innen, die ein Auge auf die allgemein Sicherheit der Anwesenden haben. Aber im Szenario Kennenlernen-Daten-Spielenwollen ist diese Frage ziemlich relevant. Wenn das erste Date gut läuft, zwischen dir und deinem Date die Funken nur so sprühen, ihr beide höllisch spitz seid, wie soll man sich da noch zurückhalten können? Auch ohne ein Dutzend True-Crime-Podcasts im Hinterkopf: Keine gute Idee. Kinky Spielen bringt nochmals eine zusätzliche Ladung an Vertrauen und Schief-gehen-können mit sich. Ein gutes Gespräch hat einen Flow, eine Magie. Manchmal fallen komische Sätze, seltsame Reaktionen, unzusammenpassende Kleinigkeiten erst später auf. Beim ersten Date zu spielen, kommt deswegen (zumindest für Unerfahrene) eigentlich nicht in Frage. Die Frage für dich ist: Nach wie vielen Dates fühlst du dich sicher um zu spielen?
Im nächsten Teil vergleichen wir ein paar Möglichkeiten, wo du spannende Menschen antreffen könntest.