Hurra, hurra, die Zeit fürs Date ist da! Damit ihr euch fröhlich hemmungslos in die grössten Unanständigkeiten stürzen könnt, hier die 12 hochheiligen Gebote für ein erstes Spieldate:
1. Du sollst dich covern lassen!
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wenn du deinem kinky Freund erzählst «Oh morgen Abend treff ich mich zum ersten Mal mit XY zum Spielen», dass dann dein kinky Freund antwortet mit «Wie schön, soll ich dich covern?» Was meinen wir damit? Wir Kinksters finden ein erstes Spieldate nie komplett ungefährlich, egal ob ihr euch aus dem Internet kennt oder euch schon vorher mal gesehen habt, egal ob ihr die harmlosesten oder verrücktesten Spiele vorhabt, und auch egal ob ihr total sicher seid, dass mit genau dieser Spielpartnerin ganz ganz sicher alles okay ist. Deswegen covern.
Das geht so: Ein:e Freund:in von dir ist darin eingeweiht, wen du wann wo triffst. Ihr macht miteinander drei Dinge aus: Eine «Check-In» Zeit, ein Codewort und ein Notfallplan. Der Check-in kann per Anruf, Videocall mit dir und deinem Date, SMS, Rauchzeichen oder wasauchimmer sein. Es ist wichtig, dass der Check-in zur abgemachten Zeit stattfindet. Falls du dich jetzt in einer ganz schlimmen Situation befindest und dich nicht aus dieser lösen kannst oder dich zu lösen getraust, dann benutzt du das Codewort. Sowas wie «übrigens unsere Verabredung nächste Woche passt nicht mehr» oder «Grüsse von Petra, ich hab sie auf dem Hinweg im Bus gesehen» oder was ähnlich unauffälliges. Wenn du das Codewort aussprichst, dann weiss dein «Schutzengel», dass es Zeit für den Notfallplan ist. Das kann bedeuten, dass diese Drittperson an den Spielort kommt und solange an der Tür stürmt bis ihr da draussen seid; das kann bedeuten, dass die Drittperson direkt dein Date anruft; das kann bedeuten, dass die Drittperson die Polizei involviert. Auch Live-Standort teilen und dein Gegenüber zu informieren kann dazu gehören
PS: Auch für ganz alltägliche Vanilla Dates ne klasse idee.
2. Du sollst nur das tun, was du tun willst!
Da geht viel Vorfreude und Nervosität rein, in ein erstes Spieldate. Hoffentlich (!) habt ihr euch auch schon ein paar Mal vor dem Spieldate getroffen (das ist wirklich der Normalfall, das Direkt-Zum-Spielen-Treffen, liebe Newbies, ist nicht die Norm), vielleicht habt ihr schon verhandelt was ihr spielen wollt, vermutlich habt ihr euch ein paar Mal überlegt was ihr denn jetzt anziehen sollt. Und jetzt ist es soweit. Uuuuund jetzt fühlt sich vielleicht gar nicht mehr alles so richtig an wie in der Vorstellung. Kein Problem, hier ein grosses Geheimnis: Es ist völlig okay Leute zu enttäuschen. Sagt euch das drei Mal vor jedem ersten Spieldate. Denn keine Vorfreude, keine Vorstellungswelt, kein vorher gemachter Aufwand ist es wert, in einer Situation zu sein, in der du nicht sein willst – Hauptsache dein Spieldate ist nicht enttäuscht.
3. Kenne deine Grenzen!
Vielleicht habt ihr schon im Voraus verhandelt, vielleicht bestimmt ihr direkt vor dem Spiel wohin die Reise gehen soll – in jedem Szenario musst du wissen, was für dich Okay ist zu tun, was nur unter bestimmten Umständen (sogenannte Soft Limits) und was unter gar keinen Umständen (die Hard Limits). Und das ist nichts, was sich nicht auf ein nächstes Spiel hin verändern darf. Dabei geht es wirklich nur um das erste Spieldate. Ein nächstes Spiel ist ein nächstes Spiel.
4. Kommuniziere deine Grenzen!
Damit BDSM funktioniert, müssen wir kommunizieren. Und dazu gehören deine Grenzen, deine Limits. Und dein Spieldate kommuniziert dir deren Limits. Und das respektiert ihr voneinander. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Da hat Scham nichts dabei verloren, da hat die Angst zu Versagen nichts dabei verloren, da hat die Angst nicht zu gefallen und nicht gemocht zu werden nichts dabei verloren.
5. Sei pervers, nicht olympisch!
Natürlich willst du, dass dein Date dich super findet, einzigartig findet, speziell findet. Das bist du, das musst du niemandem beweisen. Ob ihr es langsam oder wild angehen wollt, sei pervers, sei kinky, aber betrachte das Date nicht als Olympiade. Wirklich nicht. Aus einem ganz einfachen Grund: Beim ersten Spieldate, wo ihr euch erst noch kennenlernt im gemeinsam Spielen, den neuen Schlagstock extra heftig einzusetzen (weil dein Date hat ja gesagt, er halte wirklich viel aus), dieses neue Shibari-Muster auszuprobieren das du gestern im Youtube Tutorial gesehen hast (weil dein Date hat schon mit so tollen Riggerinnen gespielt), dieses Mind-Fuck-Spiel zum ersten Mal zu machen, dass du noch gar nicht richtig zu Ende denken konntest (weil du weisst, er steht da total darauf) – das ist einfach gefährlich. So funktioniert das auch mit dem Beeindrucken nicht. Du darfst im Moment sein. Und auf ein erstes Spiel folgt ein nächstes und ein nächstes. Wenn ihr euch mögt und es im Raum steht, dass ihr noch ganz ganz oft miteinander spielen werdet, dann hast du erst recht alle Zeit der Welt, dein Gegenüber mit etlichen kleinen Spielen über Zeit besser und besser kennenzulernen, bis ihr auf grössere, heftigere, längere, extremere Spiele umschaltet. Was für ein Genuss! Zur Nicht-Olympiade gehört auch, dass es nichts zu vergleichen gibt. Weder brauchst du dich selbst mit anderen zu vergleichen – noch dein Date. Es gibt keine Rangliste, es gibt keine Medaillen zu gewinnen, es gibt nur dich und dein Date und die Chance auf ein richtig schönes erstes Date ohne Druck.
6. Sei sauber, um dreckig zu sein!
Sofern ihr aus perversen Gründen nichts anderes abgemacht habt, aus Respekt vor deinem Date und dir selbst: Körperhygiene. Sei sauber, um schmutzig zu sein. Der abgestandene Schweiss von letzter Woche, die seit dem letzten Sex noch ungewaschenen Körperteile, die Unterhose von Vor-Vorgestern: Turn-Off … wie gesagt, ausser ihr habt aus perversen Gründen was anderes ausgemacht.
7. Deine Gesundheit ist nicht peinlich!
Falls ihr nicht bereits darüber geredet habt: Redet über Gesundheit. Das ist schon seit tausend Jahren nicht mehr peinlich. Mit Geschlechtskrankheiten kann man umgehen, no big deal, man muss einfach darüber reden. Wie haltet ihr euch safe beim Spielen? Wie geht ihr mit bestehenden Beschwerden um? Gibt es Ängste, Trauma, Ticks oder Marotten mit denen ihr Umgehen müsst?
8. Gelobe deine Spielzeuge sauber zu halten!
Falls deine Spielzeuge oder die deines Dates zum Einsatz kommen – sorgt dafür, dass sie sauber sind vor dem Spiel. Und dein Gegenüber hat absolut das Recht darauf zu wissen, was du mit diesem Plug schon angestellt hast, wie du ihn sauber hältst, wie alt er ist etc.
9. Kenne dein Safeword! Und das deines Dates!
Ein No-Brainer: Redet über Safeword, ihr seid ja schliesslich pervers. Geht ihr mit Mayday? Ampel-System? Habt ihr individuelle Safewörter? Wie geht ihr mit «Nein, Stopp, Hör auf» um? Was tut ihr wenn ihr in eine Safeword Situation reinläuft – sofort aufhören oder besprechen wie weiter oder sanft aussteigen oder dringend aussteigen? Und dabei kann man dann auch gleich nochmals mit Nachdruck erwähnen, dass zu «safeworden» super ist und in keinerlei Hinsicht was mit Versagen oder «Nicht-Genügen» zu tun hat. Die gibt es ja schliesslich dafür, dass man sie benutzt.
10. Kommuniziere deine Aftercare! Und kenne die, deines Dates!
Nach dem Spiel ist eure Zeit noch nicht um. Auch wenn sich Aftercare wie eine Nebensache anhört, kann es das Empfinden für das ganze Date auf den Kopf stellen – im positiven wie im negativen. Beim Vorgespräch über die Aftercare zu reden ist Gold wert. Gerade bei einem neuen Menschen, wo die Vertrautheit und die Geborgenheit noch erst am entstehen ist, redet, redet, redet. Versorgt eure Wunden, gebt euch Nähe, stellt die Augenhöhe wieder her. Oder vielleicht ist genau das nicht euer Ding und ihr möchtet alleine sein, das ist auch klasse zu kommunizieren damit dein Gegenüber nicht das Gefühl hat “ohje ich hab was Falsch gemacht”.
11. Gehet hin, und checket ein!
Zwei, drei Tage nachdem Spiel ist es Zeit für ein «Check-In». Gemäss Knigge initiiert das üblicherweise die aktive Hälfte von euch, aber das muss man nicht so wörtlich nehmen. «Check-In» bedeutet ganz einfach die Nachfrage, wie es dem anderen mit dem Date vor ein paar Tagen geht. Es geht dabei überhaupt nicht darum, ob ihr noch öfters miteinander spielen wollt oder ob das eine einmalige Sache war. In den zwei, drei Tagen seit dem Spiel hat man nochmals tausend Gedanken dazu gehabt, gemerkt wo was weh tut, was besonders gefallen hat, was nicht so. Das kann lediglich die Frage sein «Wie geht’s dir mit unserem Spiel?» oder elaboriert mit «Was hat dir am besten gefallen, was am wenigsten gut und was ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?» oder auch einfach eine Verabredung zum Kaffee und plaudern.
12. Gehet hin, und schenkt euch Anerkennung!
Achtung, fette Platitüde: Man lebt nur einmal! Gottseidank bist du pervers. Und gottseidank dein Date auch. Ob das jetzt das genialste Date der Weltgeschichte oder nicht war, ist total irrelevant – und solche Wertungen n bisschen wäks. Vielleicht trifft dich morgen ein Meteorit und das wars mit BDSM. Drum: Hab Wertschätzung dafür, dass du mit diesem Menschen spielen durftest, dass dieser Mensch dir Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt hat, ihr Intimität und Perversionen miteinander teilen durftet. Hab Anerkennung dafür und zeige es auch. Ne super kleine Sache, ja, aber ein bisschen Liebe und Respekt in der Welt zu verteilen tut uns allen gut.
Ihr habt’s natürlich bemerkt, viele dieser 12 Gebote sind auch über das erste Date hinweg von Nutzen. Aber vermutlich besonders bei einem ersten Spiel wichtig.
Das war’s also mit unserem Triptychon zum Dating. Zweifelsohne hab ich tausend Dinge vergessen, aber ich hoffe, das hilft euch ein bisschen im Zurechtfinden in der aufregenden, frustrierenden, schrecklichen, grossartigen, langweiligen, perversen, gloriosen, unglamourösen, spannenden, geschmacklosen, abturnenden, anturnenden Welt des Kinky Datings.