Ein Plädoyer für mehr Hirn und Hände beim Geschlechtsverkehr
Diesen Artikel sehe ich als Fortsetzung meines Artikels “Nichtgeschlechtsverkehr“, wo ich über zahllose Möglichkeiten zum Austausch körperlicher Zärtlichkeiten ohne Geschlechtsverkehr geschrieben habe. Hier möchte ich mich dafür aussprechen, dass dies auch während dem Sex angewandt wird.
Sex beginnt im Kopf
Sexuelle Erregung und Anziehung ist vor allem eine Kopfsache. Von den betörten Sinnen über den Hormonrausch bis zum vorfreudigen Kopfkino und der erwartungsvollen Sehnsucht passiert so viel in deinem Kopf, und auch im Kopf von deinem Gegenüber. Es lohnt sich also zuerst darauf zu fokussieren, denn ist der Kopf nicht bereit, dann ist es der Körper auch nicht.
Sex ist Kommunikation
Viele Menschen können alleine durch Worte stark erregt werden. Erzähl deinem_r Partner_in was du mit ihr_ihm für tolle Dinge anstellen wirst, wie sehr dir gefällt was er_sie gerade mit dir macht und was du dir gerade sehnlichst wünschst.
Es braucht Übung, sich passend ausdrücken zu können und die Worte der Situation entsprechend zu wählen. “Schundliteratur” kann dafür als Inspirationsquelle dienen, aber bitte nimm diese Bücher nicht zu ernst. Ausserdem ist noch kein_e Meister_in vom Himmel gefallen, auch gute Kommunikation will gelernt sein. Es braucht auch Selbstvertrauen und Vertrauen in deine_n Partner_in, da du dich mit dieser Art der Kommunikation sehr verletzlich machst: Alles was du sagst könnte gegen dich verwendet werden.
Zu viel Kommunikation kann ablenken und stören. Finde mit deiner_m Partner_in heraus, wie es für euch am besten passt.
Sex macht Geräusche
Klatschende Geräusche von aufschlagenden Handflächen. Schmatzende Geräusche von gerade entstehenden Knutschflecken. Knarzende Lattenroste. Gutturale Lustschreie, wohliges Schnurren und ganz viel “Ja, Ja, Jaaaa!”. Und das ist gut so, denn wenn der Hörsinn brachliegt fühlt es sich an als würde etwas fehlen.
Sex umfasst alle Körperteile
Newsflash: Sex ist viel mehr als die heteronormative Erwartungshaltung vom phalluszentrisch-penetrativen Akt. Sex kann alle Kombinationen aus Händen, Fingern, Mund, Lippen, Zunge, Beinen, Füssen, und sämtlichen primären Geschlechtsteilen umfassen
Genau wie beim Nichtgeschlechtsverkehr lohnt es sich auch während dem Sex, den Körper mit den Händen und Fingern, Mund, Lippen, Zunge, Knien, Zehen und allen anderen (un-)möglichen Körperteilen zu erforschen und stimulieren. Je intensiver der körperliche Kontakt, desto mehr Geborgenheit verspürt mensch.
Die Finger sind wohl das tollste Spielzeug überhaupt: Sie sind flink, flexibel, stark und haben einen super Tastsinn. Es gibt keinen besseren Körperteil zum ganz gezielt erkunden und fein nuanciert stimulieren. Und vor allem haben sie fast unendliche Ausdauer, so dass der Sex nicht enden muss wenn du sonst nicht mehr magst oder überreizt bist.
Es gibt umzählige Stellungen, in denen ihr miteinander Knutschen und euch dazu gegenseitig mit den Händen bzw. Fingern verwöhnen könnt. Oder mit dem Mund, und währenddessen mit den Händen den Rest vom Körper streicheln. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass wir hier gar nicht erst mit einer Aufzählung anfangen. Also packt doch bei Gelegenheit mal wieder die Experimentierfreude aus — immer im Wissen, dass es einige Versuche braucht, bis etwas Brauchbares rausschaut. Dafür ist das dann vielleicht für lange Zeit eure neue Lieblingsstellung.
Geschrieben von ralph_himself